Die Gründung (1716)
Im Jahre 1715 riss ein schwerer Sturm große Waldflächen in der Region südlich von Baruth/Mark nieder. Fünf Jahre zuvor hatte man konkrete Pläne zum Bau einer Glashütte weiter nördlich von Baruth wegen des zu erwartenden hohen Holzverbrauchs wieder fallen lassen. Aufgrund des nun in Massen zur Verfügung stehenden Bruchholzes als Brenn- und Rohstoff entschied man sich für den Bau einer Glashütte an der Stelle des heutigen Glasmacherdorfes.
Graf Friedrich Sigismund zu Solms-Baruth berief dafür den Glasmachermeister Bernsdorf aus der Lausitz nach Baruth. Am 23. März 1716 wurde der Vertrag zum Bau einer Glashütte unterzeichnet.
Das vermutlich um 1650 entwickelte Verfahren zur Glasherstellung mit Pottasche ermöglichte die Herstellung einer reineren, farbloseren Glasschmelze. Durch das neue Verfahren erhöhte sich aber der bereits beträchtliche Holzverbrauch um ein Vielfaches, da Holz sowohl als Energieträger als auch als Rohstoff für die Pottasche benötigt wurde.
Bernsdorf erhielt das Recht, jährlich 1.000 Klafter Holz aus dem Wald zu entnehmen. Das entspräche ungefähr der Ladung von 50 Sattelschleppern, wurde damals aber natürlich mit wesentlich einfacheren Mitteln an den Glasofen herangebracht.
Obwohl man in Baruth mit dem energieintensiven Pottasche-Verfahren auf dem Stand der Technik und vielen anderen Betrieben voraus war, blieb der wirtschaftliche Erfolg lange Zeit gering. Die Hütte wechselte ihr Besitzer und wurde zeitweise ganz stillgelegt.
Die Blütezeit (1822 – 1880)
Ab 1822 führte der damalige Geschäftsführer Ferdinand Adolph Schulz den Betrieb in eine wirtschaftlich erfolgreiche Zeit. Abgesehen von einer guten allgemeinen Marktlage gelang der Durchbruch insbesondere mit der Produktion von reinem Milchglas für Beleuchtungskörper, welches durch die Zugabe der Asche von Schafsknochen erzeugt wurde.
Der Absatz lief so gut, dass 1844 ein neues Hüttengebäude (die heutige Alte Hütte) errichtet werden konnte. Allein an diesem Standort wurden monatlich 25.000 Lampenschirme hergestellt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts avancierte die Baruther Glashütte so zum größten Glaserzeuger in der Provinz Brandenburg. Ein großer Teil der heute bestehenden Gebäude wurde in diesen Jahrzehnten errichtet. In den 1870er-Jahren hatte das Dorf 460 Einwohner. 219 von ihnen waren in der Hütte beschäftigt. Von den anderen Bewohnern zeugt zum Beispiel das noch heute bestehende sogenannte Forstarbeiterhaus im östlichen Ortsteil. Durch die Errichtung der Berlin-Dresdner-Eisenbahn erhielt der Ort ab 1875 eine leistungsfähige Verkehrsanbindung. Ein großer Teil der Produktion ging in den Export. Einige Produkte waren in dieser Zeit auf Weltausstellungen vertreten.
Fin de Siècle und zwei Weltkriege (1880 – 1945)
Wegen der verstärkten Konkurrenz durch Betriebe aus der Lausitz stagnierte der Absatz in den 1880er Jahren. Die Produktpalette wurde durch die Herstellung von Flaschen erweitert. Die Bahnanbindung erlaubte nun auch die Umstellung auf eine modernere Kohlefeuerung. Die Herstellung von Lampenschirmen blieb aber auch weiterhin das wichtigste Geschäftsfeld. 1894 wurde eine Schleiferei errichtet, in welcher die Lampenschirme verziert wurden.
Vom wirtschaftlichen Erfolg dieser Konsolidierungsmaßnahmen zeugt die Übernahme der Glasfabrik Andreashütte in Wehrau/Schlesien im Jahr 1911. Selbst zu Zeiten der Hyperinflation nach dem ersten Weltkrieg konnte sich der Betrieb behaupten und die Produktionsstätte 1927 erneut modernisieren.
Obwohl die Weltwirtschaftskrise zu einem starken Einbruch der Nachfrage führte, konnte der Betrieb überleben. Während des Zweiten Weltkriegs stuften die Nationalsozialisten die Produktion als kriegswichtig sein. Da, wie überall, Arbeitskräfte an die Front geschickt wurden, wurden dem Ort Zwangsarbeiter zugeteilt, die in kleinen Baracken hinter dem sogenannten Gemeinschaftshaus zusammengepfercht wurden.
Während viele andere Orte wie Halbe und Baruth während der letzten Kriegswochen stark in Mitleidenschaft gezogen wurden, überstand Glashütte den Zweiten Weltkrieg ohne nennenswerte Zerstörungen an den Gebäuden.
Betrieb als VEB und Schließung der Glasfabrik
Nach dem Krieg wurde die Produktion wieder in Gang gesetzt. Die neuen Machthaber enteigneten 1948 den langjährigen Geschäftsführer Alfred Kaiser und wandelten die Baruther Glashütte in einen Volkseigenen Betrieb um. Forthin wurden die betriebswirtschaftlichen Entscheidungen nicht mehr in Glashütte, sondern von zentraler Stelle getroffen. In den 50er Jahren wurde die Fertigung der Lampenschirme abgezogen und an andere Standorte vergeben. Ab 1954 musste die Baruther Glashütte Gärballons herstellen. Da diese keine Verzierung mehr brauchten, wurde die Schleiferei geschlossen. Weil die Gärballons ab den 1970er Jahren aber nicht mehr ins Ausland exportiert werden konnten, erfolgte ab 1976 wieder die Herstellung von Beleuchtungsglas. Gleichzeitig verabsäumte es die zentrale Betriebsleitung, in die Erhaltung und Modernisierung des Betriebes zu investieren. Die Baruther Glashütte wurde daher am 30. September 1980 aufgrund von technischen Mängeln und Baufälligkeit endgültig geschlossen.
Neuanfang seit 1990
Verschiedene Kulturvereine und Einzelakteure haben sich seit 1990 um die Sanierung und Wiederbelebung des Denkmalensembles gekümmert.
Ein wichtiges Anliegen war die Einrichtung eines Glasstudios, um die dreihundertjährige Glastradition nicht abreißen zu lassen. Viele Händler:innen und Handwerker:innen haben sich angesiedelt. Seit 2006 ist der Landkreis Teltow-Fläming Eigentümer der Flächen und vermietet die Häuser zu Wohn- und Arbeitszwecken. Auch viele Erbpachtverträge wurden abgeschlossen. Die Dorfgemeinschaft organisiert sich u.a. über monatlich tagende „Runde Tische“ und entwickelt seit 2022 ein neues Leitbild.